Nun ist sie also vorbei, die diesjährige Männertags-Lost-Place-Tour des MOSC. Und sie brachte nicht nur das langersehnte Quäntchen Erholung von der Realität, sondern es blieb auch alles anders. Aber der Reihe nach.
Der erste Hammer hätte das Team beinahe schon vor der Abreise erschlagen. Auf allgemeinen Wunsch hin wurde die Abfahrt auf den Donnerstagmorgen verschoben. Nur Hastvas‘ knallharte Argumentation (man könnte es wohl auch als hartnäckiges Nerven und Quengeln bezeichnen) konnte diesen Super-GAU noch abwenden. Also starteten die drei lustigen vier Meininger, Milchmann2, Rippschn, Alibibi und Hastvas Vascostas, wie gewohnt am Mittwochabend um 21:00Uhr Richtung Erfurt.
Nach dem obligatorischen Zwischenstopp bei Hastvas‘ Eltern nebst Plünderung derer Biervorräte ging es zur großen Reunion mit Wod Katitten und Cinaptonod im Restaurant zur Goldenen Möwe in der Landeshauptstadt. Mit vollem Mund diskutiert es sich einfach besser. Als schließlich einige Brocken die Tischseite gewechselt hatten stand auch der Schlachtplan: Auf nach Merseburg zum „Mord in der Fasanerie„.
Auf dem Weg wurde noch der schon seit längerem überfällige „OMEGA“ eingesammelt und die fortschreitende Unterhopfung bekämpft. Gegen 1:30Uhr war der Start erreicht, das Team angehost, bejackt und bereit für die erste große Missetat. Eine Zeitlang lief alles glatt, bis dann der überwunden geglaubte NC-Fluch mit voller Kraft zuschlug. Eine Station war unauffindbar. Das Studium der letzten Logs brachte Erleichterung. Anderen ging es auch so, aber sie hatten trotzdem Erfolg. Das können wir auch! Nur eben besser. Und schneller. Und sehen dabei noch besser aus! Irgendwann zwischen 4:00Uhr und 4:30Uhr war der Spuk auch schon vorbei und das Finale gefunden.
Und nun? Der ursprüngliche Plan sah vor, in Merseburg oder Halle zu schlafen und am Morgen Gigi, den letzten im Bunde, vom Bahnhof wegzufangen. Zeitlich lohnte es sich aber nicht wirklich und bei dem Nieselregen die Zelte aufzuschlagen ist auch nicht gerade die allerbeste Idee (im LP nächtigen wurde ja schon vergangenes Jahr fast einstimmig abgelehnt). Dann eben ohne. Schlafen kann man ja genug, wenn tot ist. Oder alt. Auf zum LP „all you can eat„. Ein alter Schlachthof. Ein Muss für ein Team wie unseres, das zur größeren Hälfte aus reinen Fleischfressern besteht. Doch schon der Start hakte. Milchmann und Cinaptonod suchten wie die Drogenhunde nach Stage 2, fanden aber nur einen Tradi. Was tun? Bisher hielten uns derartige Rückschläge nicht vom Finden des Finales ab. Also rein in die Bude.
Das Gelände war riesig und demzufolge wir auch nicht erfolgreich mit dem Zufallsfinden. Wod und Hastvas sahen nur eine Möglichkeit. Sie mussten selbst die Zügel in die Hand nehmen und nochmal zum Anfang zurück. Tja, was soll man sagen? Es geht eben nichts über Professionalität und Selbstverliebtheit. In kürzestestester Zeit war die Wurst gepellt und wir konnten Gigi von Zug einsammeln. Aber anstatt gleich wieder durchzustarten, ging es zunächst in einen nahegelegenen Waschsalon zum Klamottentrocknen. Nebenbei konnten wir nur mit Schlüpper und T-Shirt bekleidet auf der Eingangstreppe des Sauber-und-Trockentempels unseren Morgenkaffee kochen. Traumhaft. Und das Gefühl, wenn man leicht durchfrostet in eine frisch getrocknete, noch warme Hose hüpft, ist fast schon orgasmisch.
Zum Ausruhen blieb jedoch keine Zeit. Um 9:00 bis 12:00Uhr waren wir in Bitterfeld bei der „Jagd nach der Padrowsky-Bande“ angemeldet. Doch, wirklich! Richtig offiziell und rechtskräftig. Überpünktlich kamen wir an und mussten feststellen, dass wir nicht die einzigen waren. Soviel zum Terminkalender. Natürlich hätten wir uns jetzt aufführen können wie die Landratsbeamten, die beim zweiten Frühstück gestört werden. Nur, wozu? Es soll ja Menschen geben, denen auch das letzte bisschen Sozialkompetenz abhanden gekommen ist und solchen Zufallsbekanntschaften überaus attraktiv (muss man nicht verstehen – Anm. d. Red.) entgegen treten. Munkelt man. Wir jedenfalls haben es uns auf dem Parkplatz gemütlich gemacht und den anderen einen Vorsprung gelassen, auch um die beginnenden Symptome des Schlafmangels zu bekämpfen. Dem einen half die Ruhe, dem anderen wiederum konnten nicht einmal Alkohol, Koffein und Liegestütz davon abbringen, den Rest des Tages im mürrischen Wachkoma zu verbringen. Zwischen den Phasen des Schlafwandelns hörte man des Öfteren ein halbgegähntes „Könnt kotzen!“ oder „Hab keinen Bock mehr auf den Scheiß!“ Dementsprechend war auch nicht das ganze Team voll und ganz auf die Suche nach Hinweisen konzentriert. Trotzdem zeigte sich irgendwann auch das Finale und nach Nutzung alternativer Logmethoden ging es zurück an die frische Luft.
Und nun kam der erste gravierende Bruch mit alten Traditionen. Bereits am ersten richtigen Tag, keine 24h nach unserer Abreise, fanden wir uns auf einem öffentlich ausgewiesenen Zeltplatz wieder. Nicht so eine Lichtung im Wald mit einem selbstgemalten Pappschild. Nein. Ein richtiger Campingplatz. Mit Dusche und WC! Wo soll das bitte noch hinführen? Andererseits waren wir auch nicht allzu verärgert über den Schlafplatz.
Der nächste „Schock“ ließ nicht lange auf sich warten. Rippschn hatte entgegen den Erwartungen nichts vergessen. Gar nichts! Weder Schlafsack, noch Regenjacke. Sogar ’ne Tube Elmex hatte er dabei. Verrückt! Aber sei’s drum. Beste Voraussetzungen für eine erholsame Nacht…
…wären da nicht die anderen Gäste dieses ruhigen Townships. Bis zum Morgengrauen sangen diese Volksmusikanten verquere Lieder und klampften, was das Zeug hielt. Vermutlich war das die Blind Audition von „The Noise of Germany“. Aber es schien niemanden zu stören. Als wir aber zum Frühstück das Autoradio nur ganz dezent aufdrehten und richtige Musik spielten, kam gleich ein Muttchen angeradelt und plärrte „Jetz mochd dochämo dän Groch ä biddl leisor!“ Offensichtlich war sie kein Fan von Bavarian Reggae. Eine weitere Begegnung, diesmal mit den Krawallbrüdern der letzten Nacht, ging gerade noch glimpflich aus. Ein Typ lief grummelnd und vor sich hin maulend an uns vorbei und warf uns böse Blicke zu. Als Hastvas deutlich hörbar zur Vorsicht vor den hiesigen Geisteskranken aufrief und Gigi lautstark vorschlug, die nächste Nacht wieder hier zu verbringen, stieg der Grummelpegel in den hörbaren Bereich. Zeit zum Abreisen, bevor man noch einen Erdnagel von hinten die Lunge gerammt bekommt.
Auf zum „Zeittunnel ins Jahr 1912″, ein sehr schicker LP. Hier konnten wir endlich unser ganzes Potential entfalten und das Finale noch vor Stage 1 finden. Grandios! Trotz Protest der üblichen Verdächtigen blieben wir und ratterten durch bis etwa Stage 9. Man will ja auch was von der Location sehen. Dann stockte es und wir entschieden uns auf Drängen von Wod Katitten zur Weiterreise nach „1932″.
Bewaffnet mit Discount-Hundefutter und unter Vortäuschung falscher Sachtaten taten wir uns mit einem anderen ulkbärigen Team, das es uns gleich tat, zusammen und begaben uns in die lustige Welt der Zahlenschlösser und hinterhältigen Verstecke. Unter enormem Zeitdruck fegten wir durch das Areal und schafften es gerade noch rechtzeitig zurück ins 21. Jahrhundert. Zum Glück, denn Hastvas drohte schon dem Inventar stellvertretend für den Owner Gewalt an. Bloß weg.
Nächster Halt: Magdeburg. Ha! Einmal falsch abgebogen und schon wackelt der Plan. Nach kurzer Umstrukturierung wurde der Weg über Lindau (am Bodensee) gewählt und „Das Sanatorium“ der lostplaces-Truppe aufgesucht. Die Location war ganz nett, aber in der Story ging es mal wieder nur um Mord und Totschlag. Warum nur ist man hier so blutrünstig? Wie Wod Katitten anmerkte, könne man doch auch mal Ponys striegeln und Kaninchen füttern. Des Weiteren bemerkte Hastvas sogar beim Vorgelesenbekommen der Geschichte vergessene Kommata. Trotz Kritik an der Handlung und Interpunktion nahmen wir die Herausforderung an. Und verbockten die letzten beiden Stages plus Finale völlig. Zuerst wurde der Hinweis an S9 übersehen, sowohl von Milchmann, Cinaptonod, Rippschn und Hastvas, die ihn allesamt vor der Nase hatten. Diese Nasen. Glücklicherweise gelang die Kontaktaufnahme mit den Vorfindern besser als mit den Ownern und uns wurde telefonisch geholfen. Doch dann an S10 dasselbe Spiel. Das Akronym UV fiel mehrmals, aber ohne nennenswerten Erfolg. Wieder halfen Schleimgurke und Schwonkenbernd. Zu guter Letzt leistete sich Milchmann den bis dato unerreichten Fauxpas, das Team statt an den Finalkoordinaten an denen von Stage 3 suchen zu lassen. Genial. Irgendwann flog der Fehler auf und der Käse konnte als gegessen und verdaut bezeichnet werden.
Magdeburg, die zweite. Diesmal wirklich. Im Anschluss an das schlechteste Kebab seit langem, dessen Qualität der Wirt mit den nur noch teilweise sichtbaren und noch weniger wirksamen Reizen seiner überparfümierten Gattin(?) zu überspielen versuchte, wurde uns „ein Cache gemacht, den wir nicht ablehnen konnten„. Alibibi blieb wegen Unlust und Schlappheit im Auto (was sich später noch als die beste Entscheidung des Abends herausstellen sollte) und der Rest zog ohne ihn weiter. Vor Ort trafen wir auf ein junges Zweierteam, das wir nach einiger Hilfestellung (Zitat Wod: „Die Stage ist essentiell! Ohne die könnt ihr gleich aufgeben.“) wieder aus den Augen verloren. Vermutlich mussten sie vor 12 zuhause sein. Nach mehreren Stunden des Suchens und Fluchens mussten wir am Finale aufgeben. Die erste derbe Schlappe. Also nichts wie weg. Dafür gab es bald darauf ein Wiederhören mit Kevin-Pascal am Salbker See. Quaaak. Im ersten Licht des noch jungfräulichen Tages dämmerten wir ins Land der Träume.
Der nächste Tag startete mit Nervenkitzel. Zumindest für Rippschn und Hastvas. Beim Frühstückseinkauf im nahen Niedrigpreismarkt trafen die beiden auf einen (vermeintlich) entflohenen Psychopathen. Mit einem Gesichtsausdruck, der einer Mischung aus Popeye, Dick Cheney und Miss Marple glich, stand er zähneknirschend in der Bezahlschlange und machte seinem Unmut über die Geschwindigkeit der Kassiererin Luft, indem der die übelsten Flüche ausspie und versuchte, die beiden Moscs gegen das Personal aufzuwiegeln. Bloß kein Blickkontakt! Als er endlich an der Reihe war, knallte er seine vorher abgezählten 12ct auf den Tresen und machte sich mit seinem Brötchen aus dem Staub. Puh. Gerade noch mal gut gegangen.
Im Anschluss ging es nach Schönebeck, wo ein Kletter-LP wartete. Der Anfang lief wie geschmiert. Baum hoch, Pfeiler hoch, läuft. An der nächsten Station hakte es schon wieder. Im wörtlichen Sinn. Milchmann versuchte das Seil einzuwerfen und gerade, als ihm die Pilotleine gereicht wurde, flog das gute Stück durchs Dachfenster und verhakte sich im Gebälk. Der Applaus war ihm sicher. Am Ende war alles halb so schlimm. Das Seil kam irgendwann wieder runter, nur die Station blieb verborgen. Aber es war ja noch ein anderes Team auf dem Gelände, das sich gerade an Station 11 zu schaffen machte. Ein bisschen gesmalltalkt und schon hatten wir einen Tipp. Aber…an jeder Station musste geklettert werden. Und S11 sah schon ziemlich imposant aus, ergo entschieden wir uns – Tadaaa! Nächstes Novum – freiwillig zur Aufgabe.
Aber wohin jetzt? Das nächste Lohnenswerte war die Gegend um Rathenow. Zwei Stunden Fahrt. Warum nicht? Man gönnt sich ja sonst nichts. Also aufgesessen und weg. Bei einem kurzen Boxenstopp mit Pfandrückgabe durften wir noch Szenen aus dem wahren Leben beiwohnen. „Mama, der Joel wurde schon wieder (!) beim Klauen erwischt!“ Die Rennleitung ließ auch nicht lange auf sich warten. Leider bekamen wir den kleinen Delinquenten nur kurz zu Gesicht, aber da wurde ihm von der Mutter der Kopf getätschelt. Laut Lippenleserei könnte sie so etwas gesagt haben wie: „Das nächste Mal lässt du dich aber nicht erwischen!“ Die Liebe einer Mutter ist durch nichts zu erschüttern.
Ankunft in Rathenow, oder besser gesagt in der Nähe. Zeltplatz Schluckspecht oder so. Bevor es weitergehen konnte, musste die Schlaf- und Sanitärfrage geklärt werden. Die Rezeptionistin wirkte anfangs sehr verhalten. Sie müsse erst einmal schauen, ob noch Platz sei. Unser Ruf scheint uns vorausgeeilt zu sein. Nach ein paar Minuten Rumgeklicke in ihrem PC – vermutlich hat sie die Internetpräsenz des BKA aufgerufen und nach unseren Steckbriefen gesucht – wies sie uns einen Platz in der Familienecke zu. Mit einem Reservierungsbeleg in der Tasche ging es schnurstracks zum „abgewickelt„. Dieser entpuppte sich als absoluter Glücksgriff. Allein die Größe der Location war unbeschreiblich. Vom Allerfeinsten. Wie üblich liefen die ersten paar Stationen, dann stockte es. Und wir hatten Zeitdruck. Gigi musste einen Zug erreichen. Und wieder einmal war es an Wod und Hastvas, das Steuer in die Hand zu nehmen, und schon lief der Laden wieder. Aber wurde es den beiden gedankt? Natürlich nicht. „Ich dachte, wir cachen zusammen?“ Pfff!
Kurz vor Sonnenuntergang war auch dieser Cache gefunden. Mit einem kurzen Besuch bei Kampfland zum Auffüllen der Vorräte ging es zurück zum Zeltplatz. Beim gemütlichen Grill’n’Chill schockierte Hastvas „Notorious N.A.G.“ Vascostas die anderen mit der Aussage: „Eigentlich war es gar kein so schlechter Tag. Ich hatte beinahe Spaß.“ Entsetzte Gesichter ringsum. Damit hatte keiner gerechnet. Aber auch die Gespräche beim Essen waren nicht ohne. Man konnte machen, was man wollte, irgendwie kamen wir immer wieder auf das Thema Verdauung, Stuhlgang und sanitäre Einrichtungen zurück. Ältere Herren unter sich. Auch die Nacht gestaltete sich altersgerecht. Milchmann und Rippschn sägten um die Wette.
Der letzte Tag brach an und das letzte Ziel wurde angesteuert: ein Kinderferienlager. Die Location überzeugte nicht so ganz. Pappmachéhauser eben. Der stationstechnische Anfang wurde nicht gefunden – ganz nach alter Tradition, denn den Cache am letzten Tag hatten wir bisher nie gefunden – dafür gelang der Quereinstieg. Und nur eine Stunde später hatten wir doch tatsächlich das Finale entdeckt. Und dieses machte wirklich was her! Aber nicht nur das. Es gab auch noch einen Bonus. Gleich zwei Funde am letzten Tag. Manchmal überrascht man sich eben noch selbst. So konnten wir tiefenentspannt bereits am späten Vormittag wieder Richtung Erfurt durchstarten.
Es war mal wieder ein sehr, sehr geiles Wochenende. Supergeil! Einige alte Zöpfe wurden abgebrannt, um neue wachsen zu lassen, einige wurden neu geflochten und gewisse Dinge werden sich eh nie ändern. Und wieder sind wir um Erfahrungen reicher, die uns weiterbringen im Leben, wie zum Beispiel:
– Franzosen können keine Automatikgetriebe bauen und
– Man kann sich auch abends mit Aronal die Zähneputzen.
So, Kinners, nu aber ab ins Bett! Lasst euch nicht vom Binnenwels an die Füße fassen! Und genießt ein paar Impressionenenenenenen…