Man denkt ja oftmals, man hätte schon alles gesehen. Wirklich alles. Dass dem nicht so ist, wurde uns bei unserem diesjährigen Ausflug mit dem Himmelfahrtskommando das eine oder andere Mal sehr deutlich. Dabei fing alles so unspektakulär an. So alltäglich. Wie immer eben. Treffpunkt Meiningen. Die Jungs (Milchmann, Rippschn und Hastvas) einsammeln. Weiter nach Geraberg. Bier (und nebenbei den Wer suchet, der findet) einsammeln. Dann nach Erfurt. Die Versprengten (Wod Katitten und Cinaptonod) auflesen. Und abtauchen in die Hinterlassenschaften längst vergangener Tage.
Nachdem die größere Hälfte des Teams also versammelt war, führte der erste Weg nach Teutschenthal, wo alles noch so teusch ist, wie zu Großvaters Zeiten. Als man noch ausschließlich mit harten teutschen Konsonanten auskam. Ta war tie Welt noch in Ortnung. Heute fährt man hier Motocross. Vermutlich mit Suzuki- und Kawasaki-Mopeds.
Oder man hört mal, wer da hämmert. Der erste Lost Place inmitten eines Lost Places. Am Mittwochabend um kurz nach 19:00 war hier alles wie ausgestorben. Man sah nicht mal eine Gardine wackeln. Nur ab und an war ein Auto auf der nahen Bundesstraße zu hören. Die Landflucht schreitet unaufhaltsam voran. In Brandenburg erwartet man sowas ja, aber in Thüringen? Allerdings waren das auch beste Voraussetzungen für den LP. Dieser lag mitten im Ort und wäre sonst wohl kaum unbemerkt zu betreten gewesen.
Die Location überzeugte auf Anhieb. Ein schickes altes Gemäuer. Und sehr geräumig. Mit Kamin im Herrenzimmer und solchem Schnickschnack. Außerdem war es einer der wenigen Caches mit Story. Und mit Hausmeistercaches kennen wir uns bestens aus. Zu Beginn lief auch alles glatt, doch dann machte sich die lange LP-Abstinenz bemerkbar und die Sache geriet ins Stocken. Aber nicht für lange. Wir wurschtelten uns durch und bei Anbruch der Nacht war das Ding incl. Bonus durch.
Zeit, die Welt zu retten. Auf zum Block III des AKW Schmiedeberg. Ein absolutes Highlight. Einen Dämpfer gab es für die viele Fahrerei – wobei man nicht sicher sein kann, dass diese auch wirklich nötig war oder doch nur der fortschreitenden Übermüdung geschuldet war – und das Einstiegsrätsel. Ein Sudoku mitten in der Nacht unter Einfluss diverser Narkoti- und Alkoholika im Feld zu lösen, kann ziemlich nervenaufreibend sein. Dafür wurden wir mit einer ganz netten Story und einer Hammer-Location belohnt. Incl. Wasserrutsche, Kernreaktorsauna und Kneipp-Keller. Letzterer blieb aber nur Rippschn und seinen allzeit bereiten Pfadfindergummistiefeln vorbehalten. Dieser überraschte außerdem durch seine strahlende Erscheinung, hatte er doch sein Loglicht durch eine bewegungsgesteuerte Gefechtsfeldbeleuchtung ersetzt, die vermutlich sogar noch aus dem Weltall zu sehen war. An und aus durch wildes Gefuchtel vorm Gesicht. Wie weit wir schon sind. Wenn alle mitfuchteln, gibt’s ’n Strobschn.
Im Morgengrauen hatten wir auch diese Aufgabe gemeistert. Natürlich nicht, ohne das eine oder andere Hindernis zu überwinden. Menschliche Exkremente vorm Finale sind doch eher unschön. Olfaktorisch gesehen. Hört mal! Ich rieche was. Zum Glück blieben wir die nächsten Tage von weiteren Ausscheidungen verschont (wenn man die geistigen und gasförmigen mal außen vor lässt).
Zeit für einen Kaffee. Die Goldene Möwe ist ja hierfür berühmt. Wenn auch für nichts anderes, wie Milchmann und Wod Katitten feststellen mussten. Was hier als Croissant bezeichnet wird, ist andernorts allenfalls ein krummes längliches Brötchen, das der Lehrling verkackt hat. Und wer einen Chicken-Bacon-Egg-McMuffin zum Frühstück isst, braucht sich eigentlich auch nicht wundern. Die Frage, warum sowas überhaupt angeboten wird, beantwortet sich ja quasi selbst. Die Nachfrage war jedenfalls da.
Mittlerweile war auch Alibibi eingetroffen. Nach dieser durchzechten Nacht musste zunächst mal ein Schlafplatz organisiert werden. Die Wahl fiel auf den Campingplatz Kiessee bei Braunau am Inn. Als wir dort aufschlugen, herrschte noch verschlafene Stille. So dauerte es auch noch eine Weile, bis der Führer Leiter dieses Etablissements auftauchte. Entweder hatte er schlecht geschlafen oder aber eine sehr seltsame Sozialisation genossen. „Was seid’n ihr für Kerle? Da. Nich ma de Katze kuckt euch an.“ Aha. Na dann. Klingt doch sehr einladend. Er führte leitete uns herum. Rauchen auf den Wegen ist nicht gestattet, befahl er. Grillen mit Holzkohle ist auch verboten. Scheiterhaufen sind jedoch OK. Und auf den Toiletten gibt es keine Kackpappe. Weil die Jugend damit gern Unfug treibt. Immer dieses undeutsche Verhalten. Zu guter Letzt bekamen wir eine der raren Zeltstellflächen direkt am See gestellt. Die restliche Anlage bestand quasi nur aus Dauercampingparzellen. Neben einem einsamen kleinen Zelt, in dem ein Betrunkener hausen sollte, den wir aber nicht zu Gesicht bekamen, ließen wir uns nieder. Fix wurden die Zelte aufgebaut und dann nichts wie weg hier.
Da uns leider die Nahrungsaufnahme verweigert wurde, mussten wir improvisieren. Als erstes wurde der Parkplatz von Oma Saalows Seniorenclub angesteuert. Da man am Männertag kaum auffällt, wenn man grillend und biertrinkend am Straßenrand herumlungert, bereiteten wir uns dort ein köstliches fleischhaltiges Brunch zu. Schnell die Würste drauf! Die Holzkohle wird schwarz! Leider wurden wir ständig von anreisenden Geocachern gestört. Oder von solchen, die scheinbar nur an Geschlechtsverkehr an ungewöhnlichen Orten interessiert waren.
Gestärkt ging es dann endlich auf’s Gelände. Der Start überzeugte auch gleich durch Technik, der Rest durch solide Basteleien und die eine oder andere körperlich anstrengende, aber gut gemachte Station. Sehr schick. Zwischendurch mussten wir einem im Altersdurchschnitt nur wenig jüngeren Team Starthilfe geben. Der Alkohol muss an deren Misere schuld gewesen sein. Wer zu sechst mit nur einer derben Herrenhandtasche loszieht, kann eigentlich nur scheitern. Auch die Vorcacher liefen uns kurz über den Weg, verhielten sich aber ruhig. Ungewöhnlich, wenn man deren Äußeres bedenkt. Blümchentarn trägt man für gewöhnlich nur in der Wehrsportgruppe und Friedfertigkeit gehört ja nicht gerade zu deren hervorstechenden Eigenschaften. Irgendwie schade, hatten doch die Interferenzen mit Wolfsrudeln und anderen Wildtieren in den vergangenen Jahren einen nicht zu vernachlässigenden Unterhaltungswert.
Sei’s drum. So hatten wir Zeit, uns voll und ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren und waren nach gut zweieinhalb Stunden auch schon fertig damit. Es wäre auch schneller gegangen, wären wir mit den hiesigen Begrifflichkeiten vertraut gewesen. Laminat heißt hier Dymo. Es lebe die Markentreue. Außerdem ist es äußerst schwierig, per QR Code verschlüsselte Websites aufzurufen, wenn das Mobilfunknetz dauerschwächelt. Ätsch, ich hab Edge.
Im Anschluss wollten wir noch das Geheimnis des Güldensees lüften. Leider entpuppte sich dieser Cache als ein Beinahe-Waldspaziergang, was natürlich nicht jedem gefallen wollte (nein, nicht der übliche Verdächtige). Bis zur vierten (?) Station wanderten wir durch die Wildnis, fanden ein verendetes Reh und eine Meute von Feierwütigen – vielleicht war es die Wehrsportgruppe von vorher bei einem Manöver – den entscheidenden Hinweis fürs Vorankommen aber nicht. Abbruch.
Der Tag war auch schon deutlich vorangeschritten und die Sonne näherte sich unaufhaltsam dem Ereignishorizont. Aufgrund der ersten Müdigkeits- und Verschleißerscheinungen entschieden wir uns, den Zeltplatz aufzusuchen und den Abend gediegen ausklingen zu lassen. Ohne NC.
Dort angekommen, trafen wir nun auf den stellv. Gauleiter, der uns das gesamte Reglement noch einmal predigte. Und uns nach unserer Herkunft fragte. Meiningen und Erfurt war die Antwort, worauf er entgegnete: „Erfurt is ja im Osten.“ „Meiningen auch.“ wandte Hastvas ein. Darauf der freundliche Herr: „Naja, wenigstens keine Wessis oder Kanacken.“ Das ist sie also, die ostdeutsche Willkommenskultur. Da fühlt man sich doch gleich so richtig wohl.
Als sich dann noch eine Lonsdale-bekleidete Dame bei ihrem haarlosen, übermäßig tätowierten und sehr kräftigen Gefährten darüber beschwerte, dass unser Vehikel zwar auf dem von Herrn Goebbels zugewiesenen Parkplatz, aber eben auch auf dem Radweg ihres Nachwuchses stand und vom nahen Imbiss des öfteren Sieg-Heil-Rufe gefolgt von multiplen Ausrufezeichen herüberschallerten, entschieden wir uns, am nächsten Morgen so früh wie möglich abzureisen. Wenigstens braucht man keine Angst vor Zecken zu haben. Die Tatsache, dass man sich unsererseits deutlich hörbar über die fehlgeschlagene Kindererziehung der Braunen amüsierte, machte auch keinen guten Eindruck. Wenn Blicke töten könnten…
Auch die Nacht war nicht weniger aufregend. Etwa um Mitternacht brach ganz in der Nähe eine nette kleine Keilerei los. Dann griffen scheinbar die Frauen der Kontrahenten ein, der Kampf wurde mit den Worten „Jetze bin ich wieder der Blöde“ unterbrochen, nur im kurze Zeit später von den Damen fortgesetzt zu werden. Jetzt befanden wir uns in einer Zwickmühle. So ein Cat Fight ist sicherlich sehenswert, aber das Zelt verlassen? Jeder Arachnophobiker kennt diese Situation. Man muss in den Keller, weiß aber, dass über der Tür eine fette Spinne nur darauf wartet, sich auf einen herabzustürzen. D5/T5 mal anders. Wir blieben drin.
Ein neuer Tag brach an. Die Nacht war unbeschadet überstanden. Und feuerfrei. Es hätte ja auch ein Molotov-Cocktail ins Zelt fliegen können. Aus Versehen natürlich. Erstmal ab in die Zauberkugel. Dort konnte in den Nachbarkabinen eine vielsagende Unterhaltung belauscht werden. Es fielen die Worte „Messer“ und „in den Hals rammen“. Jetzt nur noch zackig das Frühstück einfahren und nichts wie weg hier. Es warteten ja auch neue Aufgaben.
Die erste war ein Besuch beim Postminister. Eine zwar sehr kompakte, aber mehr als schicke Location. Dunkel, versifft, verfallen. Leider war der Cache selbst arg kurz und so waren wir fix wieder draußen.
Und machten uns gleich auf den Weg zum Ölprinzen. Der stand fest auf dem Programm und durfte auf keinen Fall fehlen. Der Start wollte zuerst nicht so richtig gefunden werden, aber nach einer ganzen Weile brummte das Ding. Wobei das Brummen hier wörtlich gemeint ist. Als wir ein paar Stages und ganzes Stück Fußweg hinter uns gebracht hatten, dröhnte der Wald. Anfangs kaum wahrnehmbar, dann aber immer lauter. Wir bewegten uns direkt darauf zu. Und sahen irgendwann zwei, drei Autos auf dem Waldweg rumstehen. Wegen der Ereignisse des letzten Abends machte sich natürlich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend breit. Kontakt mit anderen Menschen musste nicht unbedingt sein. Aber was will man machen? Umkehren war keine Option, also weiter. No Risk, no Fun.
Und Fun wurde es am Ende auch. Das Brummen kam nämlich aus einem Bunkereingang, den einige Locals als Tanzfläche für eine kleine aber feine illegale Hardcore-Techno-Party benutzten. Einige zappelten lustig im Tunnel, andere saßen leicht sediert in der Sonne rum. Herrlich. Was soll man auch machen, mit 17, 18 in Brandenburg? So nahm uns kaum einer der Party People wirklich wahr, obwohl wir mehrmals durch ihre Mitte marschierten.
Neben diesem kleinen musikalischen Highlight bot die Location noch ganz andere akustische Finessen. Riesige unterirdische Tanks. Da bleibt man gern ein bisschen länger und spielt Kirchturmglocke. Nicht lange danach hatten wir auch das Final erreicht und nahmen uns Zeit für das obligatorische Photoshooting. Geil war’s.
Weiter im Text. Auf nach Hennigsdorf zu Hammtis LP. Doch vorher gab’s einen leckeren Döner in Erkner am Ufer des Dämeritzsees. Wo dicke Kinder mit Köfte statt Enten mit Brot gefüttert werden. Ist ja auch besser für die Natur. Auch Kavka war ja Köfte-Fan…
Zurück zu Hammti. Dieser Cache bot eine hammergeile, riesige Location. Leider aber auch nicht mehr. Die erste Hälfte war wirklich noch OK. Danach wurden die Hints unterirdisch und die Koordinaten wurden allem Anschein nach auch ebenda eingemessen. Mit mehr Sorgfalt wäre der Cache in ein bis zwei Stunden erledigt. So waren es fünf. Zumindest half der Owner zügig per Telefon. Von Stage 8 an quasi durchweg bis zum Finale. Seltsamerweise tauchte auch kurz vor Ende eine Story auf, von der vorher nichts zu sehen war.
Schon auf dem Gelände kreuzte des Öfteren eine einsame Frau unseren Weg. Keiner weiß, was sie dort wollte. Den Cache hat sie jedenfalls nicht gesucht und zum Fotografieren war sie auch nicht da. Sie ging zeitgleich mit uns und wir folgten ihr unabsichtlich bis zu einem Supermarkt. „Schon gruselig“ waren ihre Worte. Recht hat sie.
Gruselig ging’s auch drinnen weiter. Gewöhnliche Unterhaltungen werden hier scheinbar nicht geführt. Bei dem Umgangston, der hier herrscht, hat man ständig Angst, dass irgendjemand aufs Maul bekommt. So fiel uns die Entscheidung, die Nacht weit abseits der Zivilisation zu verbringen, nicht wirklich schwer. Wölfe sind auch nicht gefährlicher als Menschen.
Also steuerten wir den Duft von Stahl an. Noch weiter ab vom Schuss ging nicht. Dort konnten wir in Ruhe unter der Brücke am Fluss grillen – bekommt man da eigentlich Flusskrebs? – und nachher unterm Sternenzelt wegdösen. Erst JETZT kam dieses wohlige Gefühl auf, wie zuletzt am Salbker See. Besser geht’s nicht.
Am nächsten Morgen stand der Stahlduft-T5er selbst an. Aber nicht ohne ein vernünftiges Frühstück. Diesmal auf der Brücke. Selbst tagsüber kommt hier so gut wie nie ein Auto vorbei. Brandenburg.
Nun aber zum Cache. Hier war klassisches Teamwork gefragt. Einer flog nach oben wie ein Pinguin (die fliegen ja bekanntlich nur, wenn keiner kuckt), ein anderer hangelte wie ein Äffchen darunter rum, und schon hatten wir die nötigen Infos. Das Final einsammeln war dann reine Formsache. Aufsitzen und weiter.
Nächster Halt: Asche zu Asche. Eine alte Tierkadaververbrennungsanlage. Ein kuscheliger kleiner LP, wo wir endlich wieder einmal zeigen konnten, was wir drauf haben. Stage 1 und 2 fanden wir noch regulär. Danach war Schicht. In alter MOSC-Manier schwärmten wir aus und fanden zeitgleich Stage 5 und das Finale. Notiz an selbst: Keller, Dachboden, Teppich oder Kamin. Und nur, weil wir es konnten, suchten und fanden wir im Anschluss noch Stage 6. Einfach so. Teufelskerle.
Der Samstag war noch jung und so machten wir uns schließlich auf zum Schlüssel der Macht. Dass das Ganze sehr zeitintensiv werden würde, war uns zwar klar, aber was uns hier erwartete, spottete jeder Beschreibung. Eine gefühlte Stunde Fußmarsch, nur um den Start zu erreichen. Mehr als bei manchem Wandermulti. Darüberhinaus wusste man nicht mal, was der eigentliche Start überhaupt war. So war es auch schwierig, die Hints richtig zu nutzen. Irgendwie fanden wir einen Einstieg. Aber einfacher wurde es nicht. Koordinaten, die nur auf einen Hauseingang zeigen, und ein schwammiger Hinweis machen die Sache sehr zäh. Die Location war bombastisch, mehr als riesig – eben eine ganze Stadt im Wald, incl. Turnhalle, Waschsalon und Lenindenkmal – und machte dadurch natürlich einiges wieder wett, aber so richtig Freude wollte nicht aufkommen. An Stage 12 gaben wir auf. Wir fanden zwar die Finalkoords des Vorgängercaches, aber das war’s dann auch. Der Owner reagierte leider auch nicht sofort auf eine Mail. Also Schluss für heute. Und wieder eine Stunde laufen…
Es war schon spät und wir hungrig, also musste was zu futtern her. Schon wieder grillen. Das hing einigen zum Hals raus. Der Vorschlag, einen Salat zu machen, wurde in die Runde geworfen. Salat. Pah! Am Schluss wurde daraus eine Gemüse-Pilz-Pfanne. Vom Grill, versteht sich.
Jetzt blieb nur noch die Schlafplatzfrage offen. Die letzte Nacht war zwar ganz schick, aber eine Dusche wäre schön. Also auf zum Zeltplatz am Wentowsee. Dieser war ein krasser Gegensatz zu dem vom Donnerstag. Hier hatte ein Schweizer das Sagen. Kein Österreicher. Das merkte man sofort. Es gab gekühlte Getränke, deren Bezahlung auf Vertrauensbasis erfolgte, und Duschen ohne Zeitbegrenzung, dafür aber mit abnehmbarer Handbrause. Als wir später am Abend im Stuhlkreis um den Grill saßen und in der Pilzpfanne rührten, kam die Dame des Hauses und wollte wissen, ob unsererseits Bedarf bestünde, den Brötchenlieferservice(!) zu nutzen. Dabei stellte sie fest, dass wir es an unserer Koch- und Feuerstelle doch sehr romantisch hatten. Endlich erkennt mal jemand unseren wahren Kern.
Die letzte Nacht stand bevor. Wieder ohne NC. Das Alter. Da es nach drei Tagen mit übermäßigem Bier- und Fleischkonsum keinen Unterschied mehr macht, ob der Körper etwaige Ausdünstungen oral oder rektal abführt, schliefen wir wieder Open Air. Eau d’Antibrumm ins Gesicht und ab in den Schlafsack. Sterne kucken. Wegschlummern.
Sonntag. Abreisetag. Entgegen der ursprünglichen Planung – entweder den Schlüssel der Macht erneut oder aber einen anderen LP zu suchen – machten wir uns gegen 10:00 vormittags auf den Heimweg. Doch selbst dabei ging es heiß her. Waldbrand. Jede Menge Feuerwehr. Und ganz zum Schluss ein einzelner Streifenwagen. Wahrscheinlich brachte der das Grillgut. Alles andere wäre zu abwegig.
In Oranienburg am Bahnhof warfen wir Cinaptonod von Bord und rollten gen Heimat. Direkt in den Stau. Alibibi und Wod Katitten nahmen die normale Route und kamen trotz zähem Verkehr ganz gut durch, während Milchmann, Rippschn und Hastvas versuchten, den Stau zu umfahren und die Sache dadurch nur noch schlimmer machten. Zeitweise führte die Strecke über solche Wege, die nicht mal Google kennt. Weder asphaltiert noch gepflastert. Herrlich naturnah. Da schlackert der ganze Körper mit den Ohren.
Ankunft in Meiningen um 18:00 Uhr. Zurück in der Normalität. Und endlich wieder in Sicherheit. Die letzten Tage werden uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Oder uns in unseren Albträumen verfolgen. Das wird die Zeit zeigen. Zumindest wird man nachdenklich. Wäre Brandenburg auch so verlassen, wenn Berlin nicht in der Nähe wäre? Bedenkt man die Ereignisse vom Donnerstag, wäre es nicht verwunderlich, wenn selbst die Bäume Richtung Hauptstadt ziehen.
Allen Widrig- und Unannehmlichkeiten zum Trotz blieb dennoch etwas von uns zurück: Im Alten Rhin treibt Milchmanns Bodumbecherdeckel und auf der B109 flackert ein einsamer Schlüpper rum…
Ach fickt euch doch, ihr Geonutten! Ich bin raus.