So schnell ist das lange Männertagswochenende auch schon wieder vorbei, genauso wie die Lost-Place-Tour des MOSC. Tja, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat Zeit.
Dieses Jahr starteten wir in Minimalbesetzung: Rippschn aus der Region südlich des Siedewurstäquators, Hastvas Vascostas vom Nordrand desselbigen, Wod Katitten aus der Landeshauptstadt und Cinaptonod vom Hamburger Fischmarkt. Was der Rest der Truppe (der Gag mit der größeren Hälfte sei an dieser Stelle geschenkt) besseres vorhatte, weiß keiner so genau. Angeblich stirbt die ganze LP-Sache ja langsam aus. Klar, wenn man sich die letzten drei Jahre vor dem MOSC’schen Exklusivurlaub drückt…
Voll motiviert versammelten sich die drei lustigen fünf Thüringer am Airfurter Flughafen, bestiegen ihr Cachemobil (das nebenbei bemerkt ständig nach Kupplung gestunken hat, ganz besonders dann, wenn man mit angezogener Handbremse auf märkischem Boden rückwärts ausparken will) und prügelten Richtung Dessau zum vereinbarten Treffpunkt. Dort wartete der letzte im Bunde auch schon mit dem Abendessen.
Gestärkt ging es nach einer flüchtigen Begegnung mit dem Sicherheitsdienst – die Location liegt mitten zwischen Wohnhäusern und behördlich genutzten Gebäuden, die dieser vermutlich überwacht – zum ersten Event, dem Russenstall LP-NC. Gleich zu Beginn punktete der Cache mit Fäkalsprache, wilden pseudomilitärischen Verschwörungen und Sabotagegeschichten. Wieder nichts mit Ponys streicheln. Aber immerhin eine Story.
Bedenken, dass die gegenüber dem letzten Jahr verringerte Anzahl Augenpaare das Vorankommen erschwert, wurden nach anfänglichem Straucheln relativ schnell zerstreut. Nach zwei, drei Stages weiß man, wie der Owner tickt und die Sache läuft. So gut, dass wir mal wieder zwei Stationen ausgelassen haben. Letzten Endes mussten wir diese trotzdem suchen, weil sonst wichtige Informationen zum Finale gefehlt hätten. Dem Spaß tat das aber keinen Abbruch. Der Ort war schön verfallen und dreckig. Genauso, wie man das erwartet.
Es dauerte auch nicht lange, bis es körperlich anstrengend wurde. Die ersten Kriech- und Krabbeleinlagen folgten bald. Zumindest für Cinaptonod und Hastvas. Rippschn und Wod waren der Meinung, lieber einen bequemeren Weg außen herum zu suchen und liefen einem Wildschwein in die Arme. Selbst Sachsen-Anhalt ist also schon so lost, dass Wildtiere ihr Revier auf bebaute Gegenden ausweiten. Nach dieser Schrecksekunde kam der erste Hänger. Die folgende Stage war wirklich nur mit Wathose zu erreichen und Wod hatte sie, weil er sie die letzten Jahre völlig umsonst mitgenommen hatte, dieses Mal zuhause gelassen. Manchmal stimmen die Angaben im Listing also doch.
Die Kontaktaufnahme mit dem Owner scheiterte, aber einer der Vorfinder war glücklicherweise erreichbar und versorgte uns mit den fehlenden Hinweisen. Und schon waren wir wieder auf der Überholspur. Zeitweise zumindest. Immer mal mussten wir Zven zu Rate ziehen. Hier ein fehlender Reflektor, da ein missverständlicher Hinweis und dort ein nicht auffindbarer Vorschungsbericht [sic]. Was auch immer das ist. Auch beim Vorfinale musste Zvenni herhalten. Wie man das ohne einen Joker finden kann, ist unbegreiflich. Eine schnelle Rechnung mit unnötigen Klammern – (a+b)-c – und eine kurze Autofahrt später hatten wir das Finale erreicht. Haken dran und weiter.
Im Morgengrauen durchquerten wir Berlin und schlugen noch vor dem Frühstück beim SVKE auf. Ein Cache mit Terminkalender. Wir waren ordnungsgemäß für Mittwoch eingetragen und solange man nicht geschlafen hat, ist der Tag auch noch nicht vorbei. Basta. Wir hatten also große Hoffnung, mit dem Donnerstagmorgen-Team zusammenzustoßen und mal wieder ein bisschen stänkern zu dürfen. Leider kam es nicht dazu. Den ganzen Vormittag war kein anderer zu sehen.
Schnell wurden noch die Zähnchen geputzt und schon ging es erfrischt aufs Gelände. Station 1 war nach kurzem Klettern fix gefunden und schon war die Motivation im Krankenhaus. Ein komplett in ROT13 chiffrierter Text, der händisch entschlüsselt werden musste. Quasi einstimmig wurde beschlossen, dass wir abbrechen, wenn die restlichen Stationen genauso ablaufen. Sie taten es nicht.
Station 2 hielt uns ein wenig auf. Die richtige Stelle war zwar schnell entdeckt, aber die benötigen Infos wollten sich nicht so recht zeigen. Aber dann flutsche das Ding wie Schmierseife und wir konnten endlich die Metzgerausbildung antreten. Zumindest, was das Suchen und finden der Unterrichtsmaterialien anging. Die durchwachsene Rechtschreibung und rätselhafte Interpunktion machten es nicht gerade leicht, den Sinn der Anweisungen und Aufgaben in Gänze erfassen zu können. In der 5. Stunde gab es scheinbar besseres zu tun als den Unterricht zu besuchen. Am praktischen Teil der Ausbildung gab es jedoch absolut nichts auszusetzen. Da waren ein paar wirkliche schicke Sachen dabei. Große Klasse.
Wir schlenderten also von Schulstunde zu Schulstunde, durch sämtliche Klassenzimmer, Turnhalle und Toilette. Letztere dekoriert mit (hoffentlich unbenutzten) Präservativen. Lecker. Dass es Menschen gibt, die an ungewöhnlichen Orten Geschlechtsverkehr haben, durften wir im letzten Jahr schon feststellen (jedenfalls schlussfolgerten wir das damals), aber wer würde es in so einem stinkenden versifften Loch treiben? Naja, was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?
Jedenfalls war unser Ausflug ins Berufsbildungswesen von Erfolg gekrönt. Wir waren um ein paar Erfahrungen und um einiges an Sekundärwissen reichen. Wenn mal jemand fragen sollte, aus wie viel Teilen das Rind besteht, können wir mit der richtigen Antwort glänzen. Und der Singular von Penne ist Pennis. Was sonst? Eines blieb jedoch nebulös. Wer ist dieser Scheller und warum darf man früher rauchen, wenn man ihn sexuell penetriert?
Zurück zum Parkplatz. Und immer noch keine Spur vom 9:00Uhr-Team. Hält sich denn niemand mehr an Terminkalender? Frechheit! Aber was soll’s? Zunächst mal musste ein Zeltplatz her. Die Wahl fiel aus Kostengründen auf die „Große Plauze e.V.“. Abreise. Ein Pferdemuggel versperrte jedoch den Weg. Wir warteten brav am Straßenrand. Dann kam er zu uns rüber und meinte, er würde ein Stück zurück fahren und uns durchlassen. Und er fragte: „Wat macht ihr Bengels eijentlich imma da hinten?“ Mit der Antwort, wir hätten nach der langen Fahrt nur eine kleine Pause gemacht, wollte er sich nicht so recht zufrieden geben. „Jaja, wer et gloobt, wird selig.“ Anschließend ließ er uns aber ohne Weiteres passieren.
Ankunft am Zeltplatz. Auf den ersten Blick schien alles ganz schick. Der verantwortliche Rezeptionist des Tages war freundlich, wies uns gleich einen Platz zu und ließ uns sogar mit den Autos zum Ausladen auf die Wohnmobilstellfläche nebenan fahren. Als er dann aber die sanitären Einrichtungen vorführte, war der gute Eindruck dahin. Alt. Uralt, um genau zu sein. Sauber vielleicht auch, wer weiß? Aber irgendwie schäbig. 7,50€ pro Nacht und Nase. Viel kann man da wohl doch nicht erwarten. Auch der selbsternannte Platzwart machte gleich Stress und ließ uns unnötigerweise ausrichten – um es uns persönlich zu sagen, haben ihm vermutlich einfach ein oder gar zwei Hoden gefehlt – dass die Autos dort, wo sie zum Entladen parkten, nicht stehen bleiben dürften. Geil. Hier kann man sich schnell Freunde machen. Sowieso waren die meisten hier nicht zu Späßen aufgelegt. Als Jeremy-Luca von nebenan einmal zu oft die Hupe des Wohnmobils betätigte, wurde er mit Schmackes aus dem Auto gezerrt und fing sich erst mal eine. Ein Hoch auf die guten alten preußischen Erziehungsmethoden. Und wer sich schon immer gefragt hatte, ob es tatsächlich Menschen gibt, die Santiano hören, der bekam hier ein überdeutliches „Scheiße ja“ als Antwort. Gruselig.
Vor allem wegen letzterem fassten wir den Entschluss, nur eine Nacht zu bleiben und am nächsten Tag ein hygienischeres und vom akustischen und soziokulturellen Umfeld her angenehmeres Zuhause zu finden. Aber zunächst gab es eine kleine Stärkung. Grillen durfte man wenigstens. Es war ja erst Waldbrandstufe 2. Direkt danach zog es uns zum Hausmeister Krause. Der wohnte gleich um die Ecke und mit Hausmeistercaches…jaja, siehe letztes Jahr.
Die zwar kompakte, aber doch sehr schnieke Location überzeugte auf Anhieb. Also nichts wie rein ins Abenteuer. Und schon wurden wir ausgebremst. Aber deftig. Stage 1 wollte sich einfach nicht zeigen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, kurz vor dem Aufgeben und verändern des Blickwinkels zeigte sie sich. Wir sind eben doch ein paar Teufelskerle. Von da an lief die Sache und die Story nahm etwas Fahrt auf. Der arme Herr Krause soll hier raus gemobbt werden und hat Informationen über die anderen gesammelt. Leider hat er sein Notizbüchlein verlegt. Zum Glück hat er uns. Wir setzen uns doch gern für die Schwachen und Ausgegrenzten ein. Aber auch hier gab es Verständnisschwierigkeiten. Scheinbar gelten in Brandenburg (zumindest lokal) andere Rechtschreibregeln. Nichtsdestotrotz marschierten wir durch und kamen relativ schnell zum doch recht abrupten Ende. Zack. Story vorbei. Reicht für heute.
Der Tag war nun auch fast vorbei. Ein bisschen Tatendrang verspürten wir zwar noch, nur leider war es nicht möglich, spontan nach einer neuen Aufgabe zu suchen. In ganz Brandenburg gibt es maximal 2G-Netz. Dann eben zurück zum Zeltplatz, ein bisschen in der Abendsonne chillen, sich etwas sedieren und dann ab in die Falle. Natürlich nicht ohne vorher noch ordentlich von unzähligen Mücken zerstochen zu werden.
Am Freitag gab es erst mal ein für die Verhältnisse sehr üppiges Frühstück. Und nur, um dem spießigen Platzwart wieder ein bisschen Futter zu geben, holten wir die Autos bei und ließen uns viel Zeit beim Einladen. Tetris spielen dauert eben.
Weiter ging die Reise. Das Ziel: Heinkel Flugzeugwerke in Oranienburg. Ein riesiges, verfallenes und renaturiertes Areal erwartete uns. Sehr schick. Die Stationen überzeugten von der Umsetzung her auch. Da waren ein paar sehr schöne Basteleien dabei. Leider wurde das Niveau nicht bis zum gehalten. Eine UV-Station war kaum noch lesbar. Zu allem Überfluss hatten sich rundherum andere Cacher mit ihren Magic Markern verewigt. Ganz toll. Wen kümmert’s, dass Arschnase85 hier war, wenn man die wirklich wichtigen Infos nicht bekommt. Hier half nur die Kontaktaufnahme mit einem Vorfinder. Bis zum Vorfinale mussten wir ihre/seine Hilfe noch ein paar Mal in Anspruch nehmen. Besonders das Vorfinale war einfach nur mies. Koordinaten, die auf eine Tür zu einem Raum zeigen, der auch nur durch ebendiese erreichbar ist. Die Station war dann aber ganz woanders. Anderer Raum, anderer Zugang. Scheiße. Wir fanden das Finale letztendlich, aber auf die diversen Boni hatten wir einfach keinen Bock mehr.
Es war sowieso Mittagszeit. Einer der örtlichen Supermärkte musste für den Verpflegungseinkauf herhalten und sein schattiger Parkplatz diente als Mensa. Entspannt fuhren wir unsere Mahlzeit ein und diskutierten das weitere Vorgehen. Die Gegend um Schloss Dammsmühle schien ganz nett zu sein. Also stand der Plan.
Nur die Umsetzung musste warten. Vorher war noch ein Besuch in der Notaufnahme fällig. Cinaptonod hatte versucht, auf den Rücksitz zu kriechen blieb mit dem Schädel an der oberen Türkante hängen. Wäre nicht weiter wild gewesen. Die Kante war ja gummiert. Da er aber seine Sonnenbrille nicht auf der Nase, sondern auf dem Kopf trug, und sich diese somit zwischen Kopf und Auto befand, gab es eine fiese Platzwunde. Zum Glück war er der Einzige mit längeren Haaren.
Zwei Stunden Wartezeit. Minimum. Also trennten wir uns vorerst, ließen Cinaptonod mit seinem Leid allein am Krankenhaus zurück und starteten schon mal durch zum Schloss Dammsmühle Multi. Ein kurzer Waldspaziergang mit geschichtsträchtiger Location. Letztes Jahr hatten wir einen Bunker-LP abgebrochen, weil er sich als solcher entpuppt hatte und jetzt machen wir so was freiwillig. Was ist nur aus uns geworden?
Der Start lief ganz gut und bis Stage 3 war alles OK. Dann kam die 4 und schon war’s vorbei mit der Glückssträhne. Der unterirdische Hint half nicht mal ansatzweise und die völlig vermüllte Stelle tat ihr Übriges. Frustriert ging’s zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin kamen wir auch am Schloss selbst vorbei. Leider waren im EG alle Zugänge verrammelt. Wäre schon mal interessant gewesen zu sehen, wo erst Himmler und dann Mielke gehaust haben. So gab’s leider nur Außenaufnahmen. Danach tappten wir in die alte Garmin-Falle. Wir folgten einem Weg, der laut Karte zum Auto führte, aber eigentlich gar keiner war. Nach einigen 100m standen wir zu allem Überfluss auch noch vor dem verschlossenen Tor eines Betriebsgeländes. Wachhunde waren zwar keine zu sehen, aber die haben ja manchmal die hässliche Angewohnheit, erst dann aus ihrem Versteck zu kommen, wenn man das Gelände wieder verlassen möchte. Also hieß es umdrehen und außen rum gehen.
Der Wandermulti war aber nicht der einzige Hotspot. 00 Schneider war auch ganz in der Nähe. Zu dritt fanden wir uns am Start ein und warteten auf den fachmännisch verarzteten und tonsurgeschorenen vierten Mitstreiter. Nächstes Jahr wird er wohl auch so eine modische Kurzhaarfrise tragen wie der Rest. Wir werden sehen. Gemeinsam stürzten wir uns ins Schneider’sche Agentenabenteuer. Wie immer brauchte es seine Zeit, bis man sich an die Machart des Caches gewöhnt hatte, aber dann lief es. Ein paar nette Einfälle und auch ein paar Klettereinlagen waren dabei. Sehr schön. Weniger schön waren aber die Mücken, die einen ständig pisakten. Etwas missverständlich waren die Angaben zu den benötigten Hilfsmitteln. Gummistiefel oder kurze Schuhe. Aha. Zehenkappen oder was? Um als Prima Ballerina durch den Morast zu tänzeln? Keine Ahnung. Am (Prä)Finale stockte es dann heftigst. Ein Zettel sprach vom „Schlüssel zum Finale“, aber dieser war nicht da. Hier half der Owner aus. Er wusste schon seit geraumer Zeit von dem fehlenden Utensil, hatte aber noch nicht die Zeit, diese Information ins Listing zu schreiben. Gut Ding will Weile haben? OK, mit dem kleinen Engländer in der Tasche ging es auch so.
Der Tag neigte sich inzwischen auch seinem Ende zu. Cinaptonod entschied sich aufgrund seiner Blessuren für die Heimreise und Rippschn, Wod und Hastvas machten sich auf die Suche nach einer Schlafgelegenheit. Da die letzte Dusche schon ein paar Tage her war, wollte die 2/3 Mehrheit unbedingt einen Zeltplatz mit halbwegs annehmbaren sanitären Einrichtungen, wenn nicht gar ein immobiles Domizil. Schwarzcampen und dreckig sein ist scheinbar nicht mehr hip. Ein Zeltplatz, der in Frage gekommen wäre, lag nur 5 Fahrminuten entfernt. Check-in bis 22:00 Uhr, prognostizierte Ankunft 22:04 Uhr. Der spießige Chef (allem Anschein nach der Vorstand des hiesigen Vereins zum Erhalt preußischer Leitkultur und großdeutscher Korinthenkackerei) wollte uns nicht mehr haben. Arschsack. Auch Hotels(!) und Pensionen waren nicht zu bekommen. Angeblich ausgebucht. In Brandenburg. Genau. Oder auch so was: „Drei Betten? Hätten wir. Wann wollen Sie denn anreisen?“ „Heute noch.“ „Hahahahahaha.“ *klick*. Hat da grad jemand „Servicewüste“ gerufen?
Durch die Nähe zu Berlin war erfreulicherweise auch wieder vernünftiges mobiles Internet verfügbar, um schnell noch ein günstiges Vier-Bett-Raucherzimmer im B&B Hotel Berlin Süd zu buchen. Eine Stunde Anfahrt war völlig OK. Zumal wir auf diese Weise der Heimat ein Stück näher kommen würden. Nach dem Check-in, den es eigentlich gar nicht gibt, war traditionsgemäß Zeit für einen Mitternachtssnack bei McDonald’s incl. Planung der weiteren Vorgehensweise. Zurück im Hotelzimmer war es plötzlich spürbar heißer geworden. „Zum Glück hab ich vorhin die Klimaanlage angemacht“, meinte Wod Katitten. Denkste. Die Heizung war’s. Eine Nacht in den Tropen. Yippie.
Am Samstagmorgen starteten wir ohne Frühstück direkt zum kleinen Bauern. Der lag gleich um die Ecke und versprach ein storyloses LP-Erlebnis. Wir wurden nicht enttäuscht. Die Location war in Ordnung, nichts besonders zwar, aber doch ganz schick. Bis auf ein, zwei Hänger waren die Stationen auch gut zu finden und mit ein bisschen Suchen und Knobeln zu bewältigen. Lediglich bei einer brauchten wir Hilfe, weil wir einen Hinweis dezent falsch interpretiert hatten, das Listing auch nur flüchtig gelesen hatten und dadurch unnötigerweise an der am schwersten erreichbaren Stelle suchten. Die Unterstützung vom Owner kam aber schnell und brachte uns wieder in die Spur. Der Finalfund deckte sich dann mit den Erfahrungen der letzten Jahre (Keller Dachboden Teppich Kamin). Check. Weiter Richtung Bitterfeld.
Dort stand noch der Reif für die Birne auf dem Programm. Einen Kalendereintrag unsererseits gab es auch. Ganz offiziell für Mittwoch. Konfliktpotential. Muahaha. Unser Plan war, so aufzutauchen, dass wir dem 9:00 Uhr Team sagen konnten, wir wären das 13:00 Uhr Team und umgekehrt. Und dann einfach mal schauen, ob und wie schnell die Sache eskaliert. Es ist ja nun nicht so, dass wir unbedingt Streit suchen würden. Die schlechten Schwingungen gingen ja bisher immer von anderen aus. Allerdings sollte es hier ganz anders kommen.
Parkplatz- und Startkoordinaten waren nahezu identisch. Dort stand auch schon ein Auto mit einem auswärtigen Kennzeichen. Das 13:00 Uhr Team war es aber nicht, wie sich herausstellte, sondern nur ein Muggel. Schade. Also starteten wir zunächst mal allein und kamen reibungslos bis zur Station 4. Dort brauchten wir aber so lange, dass unsere Nachfolger aufschlossen. Anstatt aber ein Fass aufzumachen, entschuldigten sie sich sogar bei uns, dass sie hier erst so spät auftauchten. Geil. Sowas gab’s bisher auch noch nicht. Schon wieder nichts mit stänkern. Tja, wie man sieht, geht es eben auch ohne Schrebergärtnertum.
Wir hatten es ja nicht so eilig, also ließen wir die anderen erst mal machen. Bis wir zwei Stationen später wieder aufliefen und gemeinsam nicht weiterkamen. Wie es schien, hatten aber zwei der vier anderen den Cache schon gemacht und dienten als Live Joker. Als die Station gefunden war, machten wir uns dann als erste auf zur nächsten und konnten unseren Vorsprung ausbauen, vor allem weil Wod und Hastvas sämtliche Infos in Rekordgeschwindigkeit fanden und Rippschn gar keine Chance ließen, auch mal ein Erfolgserlebnis zu haben. Und trotzdem blieb noch Zeit für akrobatisch höchst anspruchsvolle Rutschpartien auf umgeworfenen Kesseln und Auf-der-Schulter-des-anderen-durchs-Gebäude-laufen. Im nächsten Leben geht’s zum Zirkus.
Am Final angelangt ging dann erst mal die Rechnerei um die richtige Schlosskombination los. Mit diversen Fehlversuchen. Am Ende schaffte Hastvas das Unmögliche und öffnete die Kiste trotz verriegeltem Schloss. Wir müssen Stunden für sinnlose Mathematik verschwendet haben, denn plötzlich war das andere Team wieder da. Tja, auch Premium Cacher haben mal ein Tief.
Nach diesem Erfolg fuhren wir einen nahegelegenen Zeltplatz an. Das Areal machte schon einiges her, die Anmeldung verlief unkompliziert, das örtliche Reglement hielt sich in Grenzen und der Preis passte auch. Fix die Zelte aufgebaut, Bier geöffnet und erst mal ein bisschen relaxen.
Viel gab es in der Gegend nicht mehr zu tun. Eigentlich nur einen NC. Die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit schlugen wir mit Nahrungsaufnahme tot. Wod beschwerte sich über das seichte familienfreundliche Ambiente, bis dann in unmittelbarer Nähe die Frage „Kommste heut noch ma pimpern, oder was?“ lautstark durch die frühsommerlich heiße Luft schallerte. Der Abend war gerettet. Nicht weniger skurril ging es am Nachbarzelt zu. Dort wurde einem Kleinkind sein Abendmahl zubereitet. Zermörserte Salzstangen. „Wenn du nicht aufisst, gehste gleich ins Bett.“ Währenddessen stachelte das ältere Kind das Jüngere zu Blödsinn an und amüsierte sich über die Standpauke der Eltern. Auf dem ersten Zeltplatz hätten beide eine Schelle kassiert und die Sache wäre erledigt gewesen.
Bevor wir dann zum NC starteten, nutzten wir die Gelegenheit und absolvierten einen Start-Ziel-Waldmulti erfolgreich und wollten noch einen Tradi gleich um die Ecke mitnehmen. Letzteren ließen wir aber liegen, weil sich Stelle als Wiesentoilette entpuppte.
Dann der NC. Ankunft am Start, angehost und ab ins Gemüse. Die Reflektorstrecke war schnell gefunden und kurz darauf war Stage 1 erreicht. Die war aber so gut versteckt, dass wir nach gut einer halben Stunde suchen absolut nichts gefunden hatten. Der Owner reagierte auch nicht auf unsere Hilferufe. Schöner Scheiß. Abbruch. Leicht geknickt trafen wir wieder an Zeltplatz ein, betäubten unsere Trauer mit diversen Rauschmitteln und betten uns zur letzten Nacht in gepflegter Niveaulosigkeit.
Abreisetag. Nach dem automobilen Fiasko im letzten Jahr sollte der Sonntag cachefrei bleiben. Also bauten wir gemütlich die Zelte ab und beluden unser Vehikel, während sich die Zeltnachbarn ihr Frühstück aus Brot mit Dill-Öl und gedünsteter Hirse an Mangold einverleibten. Wir entschieden uns lieber für was Handfestes vom Wiener Feinbäcker in Downtown Bitterfeld. Wie weit wir uns doch vom Purismus der ersten LP-Touren entfernt haben und in dekadentem Luxus versinken. Traurig. Mehr oder weniger.
Die Heimreise verlief erstaunlicherweise ohne Stau. Mit den beiden missglückten Stänkerversuchen bei den Kalendercaches lässt eigentlich das nur den Schluss zu, dass wir dieses Jahr den oder die Idiotenmagnete zuhause gelassen hatten. Die anderen dürfen jetzt selbst ausschnicken, wer gemeint ist. Küsschen.
So. Das war’s. Wir sehen uns nächstes Jahr. Dann aber nur noch zu zweit. Höchstens.
Sehr unterhaltsam, wie man das von Euch eben kennt! 🙂
Pingback: Lost in the woods – Pt. 1 | Ministry of Silly Caches
Pingback: Lost in the woods – Pt. 2 | Ministry of Silly Caches