Wenn man nach einem Tag wie dem gestrigen aufwacht und hat keine Schmerzen, ist man tot. Von daher kann man schon froh sein, dass der Arsch von den sieben Stunden im Sattel sitzen immer noch brummt wie Sau. Zum Glück sind Kraft und Motivation zurück und Shitimckoy noch da. Es sah ja kurzzeitig schlecht aus. Tag 2 der Rennsteig-MTB-Geocaching-Tour.
Um 6:00 Uhr ist die erste Nacht vorbei und es gibt erst mal einen oberleckeren, in der Tüte gebrühten Kaffee. Sponsored by Shitimckoys Vater. Mit ein paar Scheiben Knäckebrot und etwas Trockenobst fällt das restliche Frühstück eher mager aus. Da in Oberhof wieder vernünftiges mobiles Internet verfügbar ist, ergooglen wir den einzigen Bäcker hier. Wie es der Zufall will hat der auch schon geöffnet und wir kehren dort zu einem vernünftigen Frühstück ein. Ein Kaffee aus ’ner richtigen Tasse und ein belegtes Brötchen wirken Wunder. Wir fühlen uns bereit für die nächste Etappe.
Halb 9 treffen wir am Rondell ein, finden den dortigen Cache, nehmen uns Zeit für Mundhygiene und Erwärmung und starten, zurück auf dem Rennsteig, Richtung Schmücke. Die ersten paar Anstiege sind ein Klacks. Nach einem kurzen Stop am höchsten Punkt des Rennsteigs bei 973 Metern über Normalnull sowie einem Abstecher zu Plänckners Aussicht folgt eine mehrere Kilometer lange Abfahrt, teils über Wurzeln und enge kurvige Trails. Wahnsinn! Allein diese Passage macht die Strapazen des gestrigen Tages mehr als wett. Geiler Scheiß! Und die Natur setzt dem Ganzen noch einen drauf. Der Thüringer Wald ist schon schick. An manchen Stellen kommste dir fast vor wie im Auenland. Jeden Moment kommen die Nazghul um die Ecke und wollen dir den Ring abnehmen.
Am Bahnhof Rennsteig wollen wir eigentlich einkehren und was trinken. Natürlich ist die Kneipe zu. Wie sollte es auch anders sein? Dann bedienen wir uns eben aus unseren Vorräten. Ein Wanderer kommt vorbei, der offenbar einen ähnlichen Plan hatte. Wir kommen ins Gespräch. Er stammt aus Blankenstein und ist vor ein paar Tagen mit einem Begleiter und seinem Hund in Hörschel gestartet. Es gibt also doch noch Leute, die den ganzen Steig ablaufen. Dann verabschiedet er sich. Wir bleiben noch einen Moment sitzen. Kurz darauf fährt eine Dampflok ein. Geil! Timing ist eben alles. Manchmal muss man einfach auf seinen Durst hören.
Und weiter. Mit einer kleinen Unterbrechung bei der „Stempelbox„, einem relativ unspektakulär versteckten, aber von der Idee her ganz schicken Cache, geht es zügig weiter. Die Dichte an Wanderern ist im Vergleich zu gestern deutlich geringer. Ein paar Spezialisten sind natürlich immer dabei. Da klingelt man schon einen halben Kilometer vorher wie blöd und trotzdem bleiben diese Knallköpfe mitten auf dem Weg stehen und glotzen einen bitterböse an. Ja, verdammt. Es ist ein Scheiß Wanderweg. Und? Überfahrt ihr auch Fußgänger mit dem Auto, nur weil sie die Straße überqueren? Ihr Nasen.
Ankunft am Triniusstein pünktlich zum Mittag. Halbzeit. Wir gönnen uns jeder eine Portion Bratkartoffeln mit Spiegelei, die selbst meine Oma nicht besser hinkriegen würde. Hammer! In der Kneipe hängt eine Karte mit dem Verlauf und dem Höhenprofil des Rennsteigs. Kurzer Plausch mit dem Wirt. Er macht uns Mut. Der Weg nach Masserberg wird noch mal ziemilch hart, aber danach wird es entspannter, meint er. Vor der Weiterfahrt sammeln wir schnell noch den Cache in der Nähe ein.
Es ist wirklich ein Höllenaufstieg nach Massenberg. Steil, Wurzeln, Steine, Stufen. Bergab wäre angenehmer gewesen. Wir schieben zwar nicht den kompletten Weg, aber schon eine ganze Ecke. Auch hinter Masserberg geht es weiter bergauf zur Rennsteig-Warte. Oben angekommen sacken wir noch schnell den Cache ein und machen uns auf den langen und teils heftig steilen Weg nach Neuhaus. Da hat uns der Wirt der Triniusbaude wohl falsche Hoffnungen gemacht.
Die Landschaft wird ein Stück abwechslungsreicher. Am ersten Tag gab’s fast nur Wald. Jetzt wechseln sich Wiesen und Wälder ab. Wir haben es eben doch ganz schön in Thüringen. Aber die Erschöpfung wird nun doch wieder deutlich spürbar. Wir kommen nur schleppend voran.
In Neuhaus gehen wir erst mal einkaufen – frisches Obst und was fürs Frühstück am nächsten Tag – und füllen unsere Wasservorräte am Rennsteighaus auf. Die Idee mit den Rennsteighäusern ist ja theoretisch ganz nett, nur leider kommen wir immer nur dann an einem vorbei, wenn es noch oder schon wieder geschlossen ist. Duschen wäre eigentlich mal wieder angebracht. Naja…
Dann geht’s weiter Richtung Spechtsbrunn. Wir haben beide die Schnauze voll. So richtig. Nur noch ein Earthcache kurz vorm Ziel, weil die Stelle wirklich sehenswert ist und wir die Infos ohne großen Aufwand bekommen, und dann nichts wie hin zur Clemens-Major-Schutzhütte, unserem Quartier für die Nacht. Wieder ein Tag geschafft. Und wieder gibt’s Chemienahrung in Form von einer 5-Minuten-Terrine. Aber auch frische Äpfel. Wenigstens etwas.
Als wir uns häuslich eingerichtet, den örtlichen Cache gesucht haben und uns gerade die Schnauze auskehren, kommen zwei Wanderer mit zwei Hunden daher und machen Rast. Sie hatten sich auch diese Schutzhütte zum Übernachten ausgesucht. Die nächste ist gut 4,5 km entfernt. Eindeutig zu viel, sowohl für uns, als auch für sie. Wir bieten an, ein bisschen zusammenzurücken, damit wir alle Platz haben. Gesagt, getan.
Wir quatschen ein bisschen. Woher wir kommen, was wir so machen etc. Die beiden Wanderer kommen aus Hamburg. Er erzählt, dass er den Rennsteig auf seiner Liste der Sachen, die man gemacht haben muss, stehen hat. Neben Fallschirmspringen und Marathon laufen (beides erledigt) und einer Besteigung des Kilimanjaro (geplant für nächstes Jahr). Scheint wohl doch nicht ganz so gewöhnlich zu sein, dieser Rennsteig. Die beiden haben auch festgestellt, dass es kaum noch unmotorisierte Fahrräder gibt. Wir sind quasi die einzigen unbestromten. Und die meisten – egal ob Wanderer oder Biker – pennen in Hotels. Ich sehe Parallelen zum letzten Jahr. Es gibt jedenfalls unangenehmere Gäste. Wenn ich daran denke, was für Schrebergärtner wir vor drei Jahren getroffen haben. Manchmal läuft es einfach.
So. Tag 2 wäre also auch geschafft. Die heutigen 63 km waren zwar in Theorie nicht so hart wie die gestrigen 66, aber es war eben auch schon der zweite Tag. Morgen noch mal knapp 42 km…
Pingback: Lost in the woods – Pt. 1 | Ministry of Silly Caches
Pingback: Lost in the woods – Pt. 3 | Ministry of Silly Caches